„Ich hab kein Bock mehr!“

Letzte Woche, nach meinem Morgenspaziergang, entschied ich mich noch einen Cappuccino bei meinem Lieblingsitaliener zu trinken. Einfach so. Der Spaziergang war so schön, das Wetter war toll und ich wollte mir etwas Gutes tun und so den Vormittag ausklingen lassen.

Am Nachbartisch hatten sich parallel auch zwei Herren eingefunden. Sie unterhielten sich über belanglose Dinge, genossen den Cappuccino und die Zigarette. Da fiel auf einmal der Satz: „ Ich habe so kein Bock mehr!“ Und die Tirade begann, wie furchtbar doch alles sei und wie anstrengend. Und überhaupt war alles einfach nur schrecklich und anstrengend…

Ihr merkt schon, dass mir dieses Thema die Knöpfe gedrückt hat. Während der Satz immer noch in meinem Kopf nachhallte, flogen zig Gedanken hin und her. Gedanken wie: „ Worauf hast du keinen Bock? Auf die Arbeit, die andere vielleicht nicht haben? Auf dein tolles teures Auto? Auf die Kohle auf deinem Konto?“ Und noch vieles mehr. Ich weiß meine Gedanken sind bestimmt genauso wenig gut. War ich nicht gerade dabei zwei Menschen zu verurteilen? Und trotzdem konnte ich nicht aufhören.Bis ich mich ertappte, dass dieser Satz vor gar nicht allzu langer Zeit auch über meine Lippen gekommen ist. Scham überfiel mich.

Ich lebe in einem der reichsten Länder auf der ganzen Welt. Ich habe bisher keinen Krieg, Hunger und auch kein Leid erlebt. Mir geht es gut. Ich muss nicht angsterfüllt ins Bett gehen und morgens überlegen wie ich mich und meine Kinder versorge. Ich habe das große Vorrecht drei Jahre in Elternzeit zu gehen. Ich habe Familie. Ich darf mindestens einmal im Jahr in den Urlaub fahren. Auch ein Cappuccino bei meinem Lieblingsitaliener ist ab und zu drin.

Und nun die Frage noch einmal, warum sage ich solche Sätze wie: „ Ich habe so keine Lust mehr!“ und „Ich habe so keinen Bock mehr!“

Uns Menschen geht es hier in Deutschland zum größten Teil so gut, dass wir überhaupt nicht zu schätzen wissen was wir haben! Zur gleichen Zeit brennt ein Flüchtlingslager und die Menschen, die sowieso so gut wie gar nichts haben, verlieren alles. Zur gleichen Zeit werden Menschen verfolgt und gefoltert für ihren Glauben oder für ihre politischen Überzeugungen. Zur gleichen Zeit müssen Kinder arbeiten, um den Lebensunterhalt für ihre Familien zu verdienen. Zur gleichen Zeit sterben Menschen vor Hunger oder im Krieg.

Und wieder stelle ich mir die Frage: „ Dein ernst? Willst du dich wirklich beklagen über Dinge, die aus einer anderen Perspektive betrachtet, gar nicht so furchtbar sind?“

Ich bin so dankbar dieses Gespräch mitbekommen zu haben. Es hat meinen Blick wieder auf das wesentliche gelenkt. Ich bin dankbar dafür, dass ich immer wieder neu Lernen darf die Dinge in meinem Leben neu auszurichten, mein Denken und Handeln zu korrigieren und neues zu Lernen.

Danke dafür, dass ihr mit lest! Das Thema musste einfach mal raus. Vielleicht inspiriert es euch auch und lenkt euren Blick auf die wunderbaren Momente des Lebens.

 

Bis dahin

Eure Lilli

 


Fotos sind von Irene Giese.
Der Stoff ist mir von Tomatenblondtextilwerkstatt zur Verfügung gestellt worden.
Werbung durch Markierung der Marke.


 

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