Ich lauf gegen die Wand!

Ich lauf gegen die Wand! Immer und immer wieder! Eigentlich müsste ich schon ein riesen Horn auf der Stirn haben. Wahrscheinlich würde ich sogar als Einhorn durchgehen.

Gerade in den letzten Tagen habe ich mich gefragt, wie oft muss ich eigentlich gegen die Wand laufen, bis ich lerne, dass es so nicht funktioniert. Ich weiß nicht, ob ihr das kennt? Aber ich habe das Gefühl, dass jedesmal in der Vergangenheit, wenn ich irgendwelchen Menschen in meinem Umfeld etwas beweisen wollte, es gründlich schief gegangen ist. Angefangen mit einer beidseitigen Sehnenscheidenentzündung kurz vor der schriftlichen Prüfung im Studium – ich habe die Prüfung natürlich nicht im ersten Anlauf geschafft. Bis hin zu einem „Fast-Burnout“ – weil Job und ehrenamtliche Arbeit mit zwei kleinen Kindern doch nicht nur mit Struktur zu händeln ist. Und das sind nur zwei Beispiele aus meinem Leben, wenn auch mit größerer Tragweite.

Was mir im Nachhinein bewusst wird, sind meine Handlungsmuster. Sie basieren viel auf Logik und wenig aus dem Bauchgefühl heraus. Bei vielen meiner „Wandläufe“ habe ich mir vorher nicht wirklich die Zeit genommen in die Stille zu gehen. Es auszuhalten einfach nur still zu sein und darauf zu warten was mir mein Herz dazu sagt. Ich dachte, dass ich es tue, aber die Ausdauer es auszuhalten, hatte ich rückblickend nicht.

Vieles von meinen „neuen“ Erkenntnissen hat mich unser drittes Kind gelehrt. Plötzlich war da ein Kind, dass nicht nach Plan und Struktur lebte. Nein, es stellte nicht nur mein Leben auf den Kopf, sondern dass der ganzen Familie. Plötzlich musste ich still sitzen – stundenlang! Ja, das meine ich Wort wörtlich. Das erste halbe Jahr habe ich zu 80% im Sitzen oder Liegen verbracht. Immer das Kind bei mir. Weil es einfach nicht anders funktionierte.

 

In dieser Zeit habe ich sehr viel Zeit gehabt in die Stille zu gehen. Dieses Kind lehrt mich innezuhalten und mir bewusst zu machen, worum es in diesem Leben für mich eigentlich geht. Und das immer wieder! Gerade bei meinen täglichen Spaziergängen staune ich über die Vielfältigkeit der Schöpfung. Manchmal komme ich mir dann mit meinen Problemen ganz klein vor. Manchmal vergesse ich sie auch und kann einfach nur den Sonnenschein genießen. Und manchmal begegnet mir auch meine sehr leise Herzenstimme und redet mit mir. Das sind die schönsten Momente bei einem Spaziergang.

Heute habe ich es nach gefühlt tausend Anläufen endlich geschafft nach links zu hullern. Wie lange ich es probiert habe? Bestimmt einen Monat lang! Warum ich euch das gerade in diesem Zusammenhang erzähle? Ich hätte es auch viel früher schaffen können. Genau dann, wenn ich nicht auf meinen Körper gehört hätte, sondern einfach mehr und noch mehr gegeben hätte. Und aus welchem Grund hätte ich es gemacht? Nur um meinen Mitmenschen zu beweisen, dass ich es auch kann und zwar „auf Anhieb“ . Aber das muss ich nicht. Ich mache in meinem Tempo weiter, so wie es meinem Körper guttut und wie die familiäre Situation gerade ist. Wenn ich über meine Grenzen gehe, dann laufe ich wieder gegen die Wand! Dann klappe ich irgendwann zusammen! Und das möchte ich nicht, nicht für mich und auch nicht für meine Familie. Denn das habe ich definitiv gelernt und hoffe, dass ich da immer wieder daran denke!

Es ist mal wieder ein sehr persönlicher Blogbeitrag geworden. Mit Gedanken, die mich beschäftigen. Vielleicht motiviert es euch auch über eure Beweggründe für etwas nachzudenken? Vielleicht inspiriert es euch aber auch mehr in die Stille zu gehen?

 

Ich wünsche euch einen wundervollen Tag und bis ganz bald!

Eure Lilli

 


Fotos: Irene Giese – Werbung.

Die Stoffe sind mir im Rahmen des Designnähens zur Verfügung gestellt worden – Werbung.


 

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