Zwischen Verzweiflung und Annahme – eine Endlosschleife?

Und plötzlich habe ich das Gefühl ich verpasse mein Leben und sinke noch tiefer in ein emotionales Loch. Genau dieses Gefühl hatte ich an einem Tag in der letzten Woche. Es kam ganz plötzlich ohne Vorankündigung. Von einem auf den anderen Moment. Vorher war noch alles gut. Und dann kam ein anstrengendes Kind 3, ein frustrierter Kind 2 und ein bockiges Kind 1. Jedes Kind mit seinen Gefühlen völlig richtig und okay. Aber in dem Moment für mich einfach too much!

Während ich Kind 3 in der Trage ganz nah bei mir habe und so versuche Nähe und Liebe weiter zu geben, tigere ich durch die Wohnung und komme am Arbeitszimmer vorbei, sehe meine Nähmaschinen und die Stoffe liegen und spüre Verzweiflung in mir aufsteigen. Sie erinnern mich noch mehr daran, dass ich es gerade nicht schaffe, meiner Kreativität Ausdruck zu verleihen. Mich einfach hinzusetzen und den Kopf frei zu bekommen. Stattdessen laufe ich weiter schuckelnd durch die Wohnung in der Hoffnung, dass zumindest ein Kind zur Ruhe kommt.

 

Ich frage mich, ist es wirklich das was ich vom Leben wollte? Neben meinem Kind zu sitzen und nichts zu tun? Denn sobald ich mich nur einen Millimeter weg bewege, geht das Gebrüll los. Ich frage mich, wie es wohl anderen Müttern geht? Wie ging es meiner eigenen Mutter damals? Hatte sie auch das Gefühl, sie verpasst ihr Leben?

Ich kehre in mich. Werde still. Wie gerne würde ich jetzt einfach rausgehen und für mich sein. Warum tue ich es nicht? Ich kann die Großen nicht alleine zu Hause lassen. Aber warum eigentlich nicht? Mein Mann ist doch zu Hause. Er arbeitet zwar, aber er wäre griffbereit, wenn etwas wäre. Und dann ziehe ich mich einfach an, packe den Kleinen und gehe raus. Raus in die Natur. So nach zehn Minuten merke ich, wie ich langsam beginne die Schönheit der Natur wahrzunehmen. Ich beginne zu danken. Danke für das tolle Wetter, danke für die grünen Felder, danke, dass ich jetzt draußen bin und dieses hier genießen darf. Ich bin dankbar für meinen Körper, der mich nicht im Stich lässt. Ich bin dankbar für meine Kinder und meinen Mann, dankbar für meine Eltern und Geschwister, dankbar für meinen Glauben und die Verbindung nach oben, für die Möglichkeit in die Stille zu gehen und Kraft zu tanken.

Auf halber Strecke drehen sich meine Gedanken und ich fühle mich nicht mehr als Opfer. Ich fühle mich reich beschenkt. Ich darf diese besondere Zeit erleben. Ich darf daran wachsen und meinen Horizont erweitern. Wieder stelle ich fest, wie wichtig es für mich ist, in die Stille zu gehen. Mal ganz für mich zu sein. Keine hochmotivierten Kinder neben mir zu haben, die von ihren Träumen das Weltall zu erobern, erzählen und ich mir denke, heute Abend gibt es wieder Frikadellensalat bei den ganzen Frikadellen, die mir ans Ohr gequatscht wurden.

Die Stille ist etwas besonderes. Und so komme ich auch relativ still nach Hause. Mein Mann ist etwas irritiert und vermutet, dass ich vielleicht sauer bin. Aber ich genieße meine Stille noch etwas und nehme sie auch abends mit ins Bett.

Heute zehre ich von meiner kleinen inneren Auszeit. Wie wäre es mit regelmäßigen Dates mit mir selbst? Nur für mich? Ich nehme es mir ganz fest vor und hoffe, dass ich es von nun an in meinen Alltag besser integrieren kann. Das Wichtigste für mich dabei ist, dass es draußen in der Natur sein muss.

Und nun die Frage an euch: Wie geht es euch mit euren kleinen Auszeiten? Wie lebt ihr sie? Hattet ihr vielleicht ähnliche Gedanken und Gefühle? Schreibt mir gerne dazu in die Kommentare.

 

Bis dahin

Eure Lilli

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