Zwölf Wochen

Zwölf Wochen ist nun dieses kleine Wunder bei uns. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit. So als wäre es schon immer so gewesen. So als wäre es vorher nicht komplett und vollständig gewesen.

Die großen Jungs lieben ihren kleinen Bruder und er wird ständig mit Küsschen und Liebkosungen überschüttet. Ich finde es immer wieder faszinierend wie Babys auf größere Kinder reagieren. In einer Seelenruhe lässt er vieles über sich ergehen. Nur Gebrüll und Geschrei mag er gar nicht. Da fängt er dann auch an zu weinen.

Das Titelbild beschreibt sehr gut unsere gemeinsame Zeit bisher.

Wir verbringen sehr viel Zeit miteinander. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich nichts anderes schaffe, außer zu stillen und zu wickeln. Und dann schenkt er mir beim Stillen das aller schönste Lächeln. Sehr süße Laute kommen über seine Lippen. Kleine Spuckebläschen werden gebildet. Und die linke Faust muss während der Nahrungsaufnahme natürlich zwischendurch auch in den Mund. Manchmal muss ich dann lauthals lachen und er schaut mich etwas entsetzt an. So nach dem Motto: „Jetzt dreht sie grad völlig durch“. Das ganze würde mir entgehen, wenn ich mir für das Stillen nicht so viel Zeit nehmen würde. Wenn er sich auch tagsüber sehr gut ablegen lassen würde. Was würde ich alles verpassen. Die vielen kleinen wundervollen Augenblicke.

 

Eine  so innige Stillbeziehung hatte ich bei den Großen leider nicht.

Es mag unterschiedliche Gründe haben. Unser Dritter nimmt keinen Schnuller. Dadurch bekommt der Begriff „Stillen“ eine ganz neu Bedeutung. Es wird nicht nur der Hunger gestillt, sondern auch das Bedürfnis nach Nähe oder auch das Weinen. Also wahrscheinlich so, wie es im Ursprung eigentlich gelebt wurde. Das Bedürfnis nach Nähe lässt tagsüber so gut wie gar nicht nach. Nun kann ich leider nicht den ganzen Tag auf dem Sofa sitzen und stillen. Also ist das Tragetuch zu meinem besten Freund mutiert. So habe ich den kleinen Mann bei mir und kann nebenbei noch den Haushalt erledigen, den großen Jungs bei den Hausaufgaben helfen, mitbasteln, Kekse backen oder auch mal ein wenig nähen.

Während der Schwangerschaft habe ich der Stillzeit schon etwas mit Sorge entgegen geblickt.

Das erste Kind habe ich fast sechs Monate voll gestillt. Zum Ende hin merkte man aber, dass die Milch nicht mehr Nahrhaft genug ist. Das zweite Kind wurde mit vier Monaten ins Krankenhaus wegen einer Gedeihstörung eingewiesen. Ich musste sofort mit der Flasche beginnen, denn wie sich herausstellte hatte ich so gut wie keine Milch mehr. Das Kind beschwerte sich aber nicht. Er nahm einfach nicht zu. So etwas wird als „Hunger an der Brust“ bezeichnet. Für mich war es eine traumatische Erfahrung.

Die Frage warum ich es nicht schaffe, meine Kinder mit Muttermilch gut zu ernähren, kam immer wieder hoch.

Und umso mehr beschäftige sie mich nun auch während meiner dritten Schwangerschaft. Schaffe ich es mein Kind mit dem Stillen ausreichend zu versorgen? Bisher haben sich alle Sorgen und Ängste nicht bestätigt. Unser Jüngster scheint am Besten von allen Dreien versorgt zu sein. Er gedeiht ganz wunderbar. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht mehr nach bestimmten Rhythmus stille, sondern nach Bedarf. Ich weiß es nicht. Ich merke nur, dass ich mit dem Dritten deutlich entspannter geworden bin, was verschiedene Ansichten angeht. Das was früher ein No-Go für mich gewesen wäre, gehört heutzutage zu meinem Alltag. Die Nächte sind bei weitem nicht mehr so „heilig“ für mich wie früher. Vielmehr steht das Bedürfnis des Kindes für mich im Vordergrund. Klar ist es anstrengend ein paar Nächte durch gemacht zu haben. Vor allen Dingen, wenn der kleine Mann tagsüber so gut wie gar nicht alleine schläft, sondern nur bei Mama im Tragetuch. Doch eines was mich die Großen gelehrt haben ist, dass die Zeit der Nähe viel zu schnell vorüber ist. Irgendwann wollen sie für sich spielen. Da ist Kuscheln nur noch bei Krankheit erlaubt. Viel zu Schade! Umso mehr genieße ich es jetzt und lasse Haushalt, Haushalt sein. Man gewöhnt sich daran, dass in den Ecken kleine Wollmäuse verweilen und manchmal auch zu kleinen Wollratten heranwachsen.

Ihr seht, der Humor ist mir noch nicht vergangen!

Ich bin so gespannt auf die nächste Zeit.

  • Wie wird er sich weiterentwickeln?
  • Wann verliert er seine Menschenscheu?
  • Wann dreht er sich zum ersten Mal um und wann kommen die ersten Zähne?

Ach es bleibt spannend… zunächst einmal stehen die turbulenten Weihnachtstage bevor.

Ich wünsche euch einen schönen zweiten Advent und weiterhin eine besinnliche Vorweihnachtszeit!

 

Eure Lilli

 


Bildnachweis: www.emotionsmomente.de


 

Weitere Blog-Artikel

2 Kommentare

  • Antworten
    Jenny
    9. Dezember 2019 um 14:13

    Danke immer wieder für deine Ehrlichkeit, liebe Lilli! Auch ich habe die Dritte dauergestillt und das als seeeehr anstrengend und unendlich wertvoll erlebt. Nur die Wollratten, die wohnen auch nach dem Abstillen noch hier…

    • Antworten
      Lilli Mittelmann
      9. Dezember 2019 um 14:56

      Liebe Jenny, lieben Dank dir! ❤️ Ich teile nur meine Gedanken und freue mich umso mehr, wenn es Menschen gibt die mitlesen.

      Ich befürchte auch, dass die Wollratten uns noch eine ganze Zeit lang begleiten werden. ?

Hinterlasse einen Kommentar